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Grundlagen

Definition: Sei G=(V,E) ein ungerichteter, schlichter Graph. Ein Matching M in G ist eine Teilmenge von E, so daß keine zwei Kanten aus M einen Endpunkt gemeinsam haben.

\begin{picture}
(62.5,35)(-2.5,-2.5)
 
\color [rgb]{0,0.6,0}
 
 \multiput(20,0)(...
 ...0){\circle*{1}}
 \put(10,20){\circle*{1}}
 \put(10,30){\circle*{1}}\end{picture}

Definition:
1.
Ein Matching M in G=(V,E) heißt perfekt (oder vollkommen), falls

\begin{displaymath}
\vert M\vert = \frac{\vert V\vert}{2} \end{displaymath}

2.
Ein Matching M heißt ,,Matching maximaler Kardinalität`` (engl. maximum matching) in G, falls es in G kein Matching M' mit |M'|>|M| gibt. ($\rightarrow$ durchgehend geringelt (rot) im Beispiel)
3.
Ein Matching M heißt maximal in G, falls es bezüglich ,,$\subseteq$`` maximal ist. (engl. maximal matching, $\rightarrow$ gepunktet geringelt (grün) im Beispiel)
Definition:
1.
Ein einfacher Pfad (Kreis) $v_0,v_1,\ldots,v_r$ heißt alternierend bzgl. eines Matchings M, falls die Kanten $\{v_i,v_{i+1}\} \text{, } 0 \leq i < r$, abwechselnd in M und nicht in M liegen.


\begin{picture}
(95,35)
 
\color [rgb]{0,0.6,0}
 
 \multiput(40,10)(-2.5,0){4}{\...
 ...\makebox(5,5)[b]{$v_1$}}
 \put(0,0){\makebox(95,5){gerade L''ange}}\end{picture}

2.
Ein alternierender Pfad heißt augmentierend, falls er bzgl. ,,$\subseteq$`` maximal ist und an beiden Enden ungematchte Kanten hat.


\begin{picture}
(70,20)
 
\color [rgb]{0,0.6,0}
 
 \multiput(50,10)(-2.5,0){4}{\...
 ...4){\line(1,2){2}}
 \put(64,18){\vector(0,-1){7}}
 
\color {black}
 \end{picture}

Bemerkung: Es kann keine augmentierenden Kreise geben.

Definition: Sei G=(V,E) ein Graph. Wenn V in zwei nichtleere Teilmengen V1 und V2 partitioniert werden kann ($V_1 \cup V_2=V$, $V_1
 \cap V_2=\emptyset$), so daß $E \subseteq V_1 \times V_2$ ist, so heißt G bipartit (G=(V1,V2,E)).
% latex2html id marker 26238
\fbox {\parbox[c]{12.45cm}{\textbf{Heiratssatz:}
(F...
 ...*} wobei N$(V)$\space die Nachbarschaft von $V$\space (in $V_2$) bezeichnet.
}}



\begin{picture}
(25,25)
 \multiput(5,5)(0,5){4}{\circle*{1}}
 \multiput(20,5)(0,...
 ...,4)[t]{$V_2$}}
 \put(5,17.5){\oval(5,10)}
 \put(20,15){\oval(5,15)}\end{picture}




\fbox {\parbox[c]{12.45cm}{\textbf{Satz:}
Ein Graph $G=(V,E)$\space hat ein perf...
 ... S\vert$
Zusammenhangskomponenten ungerader Gr\uml {o}\ss{}e enth\uml {a}lt.
}}



\begin{picture}
(42.5,22.5)
 \put(35,16.25){\circle{20}}
 \put(22.5,2.5){\makebo...
 ...ne(1,0){10}}
 \put(20,10){\line(1,0){15}}
 \put(15,10){\oval(15,5)}\end{picture}



\fbox {\parbox[c]{12.45cm}{\textbf{Satz:}(Berge, 1957)\\ Ein Matching hat maxima...
 ...\uml {a}t genau dann, wenn es keinen
augmentierenden Pfad daf\uml {u}r gibt.
}}


Definition: Seien S, T zwei Mengen, dann bezeichne $S \ominus T$ die symmetrische Differenz von S und T, d.h. $S \ominus T = (S-T) \cup (T-S)$.
Lemma: Sei M ein Matching, P ein augmentierender Pfad bzgl. M. Dann ist auch $M \ominus P$ ein Matching und es gilt $\vert M \ominus P\vert = \vert M\vert + 1$.

Beweis:
,,$\Leftarrow$``

\begin{picture}
(90,22)(0,2.5)
 
\color {red}
 
 \multiput(20,20)(-2.5,0){4}{\be...
 ...makebox(5,5)[l]{$M \ominus P$}}
 \put(85,15){\makebox(5,4)[t]{$P$}}\end{picture}



,,$ \Rightarrow $`` Satz von Berge $\Diamond$



Lemma: Seien M, N Matchings in G, und sei |N| > |M|. Dann enthält $N \ominus M$ mindestens |N|-|M| knotendisjunkte augmentierende Pfade bzgl. M.

Beweis: Der Grad eines Knotens in $(V,\ N \ominus M)$ ist $\leq 2$.
Die Zusammenhangskomponenten von $(V,\ N \ominus M)$ sind also
1.
isolierte Knoten
2.
einfache Kreise (gerade Länge)
3.
alternierende Pfade
Seien $C_1,\ldots,C_r$ die Zusammenhangskomponenten in $(V,\ N \ominus M)$ dann gilt:

\begin{displaymath}
M \ominus \underbrace{C_1 \ominus C_2 \ominus \ldots \ominus C_r}_{N \ominus M} = N
 \end{displaymath}

Nur die Ci's die augmentierende Pfade bzgl. M sind, vergrößern die Kardinalität des Matchings und zwar jeweils um genau 1. Also muß es mindestens |N|-|M| Ci's geben, die augmentierende Pfade bzgl. M sind (ev. knotendisjunkt da ZHK's). $\Diamond$


\fbox {\parbox[c]{12.45cm}{\textbf{Korollar:} Satz von Berge
}}


Lemma: Sei M ein Matching der Kardinalität r, und sei s die maximale Kardinalität eines Matchings in G=(V, E). Dann gibt es einen augmentierenden Pfad bzgl. M der Länge $\leq 2\lfloor \frac{r}{s-r} \rfloor + 1$, wobei s > r vorausgesetzt sei.

Beweis: Sei N ein Matching maximaler Kardinalität in G, |N|=s. $N \ominus M$ enthält $\geq s - r$ augmentierende Pfade bzgl. M, die alle knotendisjunkt und damit auch kantendisjunkt sind. Einer dieser augmentierenden Pfade enthält daher $\leq \lfloor \frac{r}{s-r} \rfloor$ Kanten aus M. $\Diamond$



Lemma: Sei P ein kürzester augmentierender Pfad bzgl. M und sei P' ein augmentierender Pfad bzgl. des neuen Matchings $M \ominus P$. Dann gilt:
$\quad \vert P'\vert \geq \vert P\vert + 2\vert P \cap P'\vert$

Beweis: $N = M \ominus P \ominus P'$, also N = |M| + 2. Also enthält $M \ominus N$ mindestens 2 knotendisjunkte augmentierende Pfade bzgl. M, etwa $P_1,\ P_2$. Es gilt:

\begin{displaymath}
\begin{split}
 &N \ominus M = P \ominus P'\text{, also}\\  &...
 ...rt P\vert}_{\vert P\vert} + 2\vert P \cap P'\vert
 \end{split} \end{displaymath}



$\Diamond$


Schema für Matching Algorithmus:
1.
Beginne mit Matching $M_0 := \emptyset$.
2.
Berechne Folge $M_0,\ P_0,\ M_1,\ P_1,\ldots,\ M_i,\ P_i,\ldots$ Wobei jeweils Pi ein kürzester augmentierender Pfad bzgl. Mi ist und $M_{i+1}=
 M_i \ominus P_i$.
Es gilt: $\vert P_{i+1}\vert \geq \vert P_i\vert$

Lemma: Seien Pi und Pj in obiger Folge zwei augmentierende Pfade gleicher Länge. Dann sind Pi und Pj knotendisjunkt.

Beweis: Annahme: es gibt eine Folge $(P_k)_{k \geq 0}$ mit |Pi| = |Pj|, j>i, $P_i \cap P_j \neq 0$, j-i minimal gewählt. Durch die Wahl von j sind die Pfade $P_{i+1},\ldots,P_j$ knotendisjunkt. Also ist Pj ein augmentierender Pfad bzgl. M', dem Matching nach dem augmentieren mit $P_0,\ P_1,\ldots,\ P_i$. Mit vorigem Lemma: $\vert P_j\vert \geq \vert P_i\vert + 2\vert P_i \cap P_j\vert$ also $P_i,\ P_j$ kantendisjunkt. Da in M' jeder Knoten in Pi gematcht ist (und auch in $M' \ominus P_{i+1} \ominus P_{i+2} \ominus \ldots
 \ominus P_{j-1}$) können Pi und Pj auch keinen Knoten gemeinsam haben. $\Diamond$



\fbox {\parbox[c]{12.45cm}{\textbf{Satz:}
 Sei $s$\space die maximale Kardinalit...
 ...
 h\uml {o}chstens $\lfloor 2 \sqrt{s} + 1\rfloor$\space verschiedene Werte.
}}


Beweis: Sei $r:=\lfloor s - \sqrt{s}\rfloor$. Per Konstruktion ist |Mi|=i, also |Mr|=r. Mit dem Lemma über die maximale Länge eines kürzesten augmentierenden Pfades folgt

\begin{displaymath}
\vert P_r\vert \quad
 \leq \quad 2 \left\lfloor\frac{\lfloor...
 ...right\rfloor + 1 \quad =
 \quad 2 \lfloor\sqrt{s}\rfloor + 1.
 \end{displaymath}

Für $i \leq r$ ist also |Pi| eine der ungeraden Zahlen in $[1, 2\sqrt{s}+1]$, also eine von $\lfloor\sqrt{s}\rfloor+1$ ungeraden Zahlen. $P_{r+1}, \ldots, \P_{s-1}$ tragen höchstens $s-r-1 < \sqrt{s}$ zusätzliche Längen bei. $\Diamond$


Verfeinertes Schema:


$M:=\emptyset$; while $\exists$ augmentierender Pfad bzgl. M do l := Länge des kürzesten augmentierenden Pfades bzgl. M; bestimme eine bzgl. ,,$\subseteq$`` maximale Menge $\{Q_1,\ldots,Q_m\}$ augmentierender Pfade bzgl. M, die alle Länge l haben und knotendisjunkt sind; $M := M \ominus Q_1 \ominus \ldots \ominus Q_m$; od

\fbox {\parbox[c]{12.45cm}{\textbf{Korollar:}
 In obiger $while$-Schleife finden...
 ...al{O}\left(\vert V\vert^{\frac{1}{2}}\right)$\space Durchl\uml {a}ufe statt.
}}


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Abbas-Bardia Kabiri-Jarghouyeh
3/3/1999